Ich habe keine Ahnung, warum, wie und wann ich mir diese dumme Eigenart geholt habe. Für alle, die alleine schon beim Anblick einer Spinne schlecht träumen: Nicht runter scrollen! Auf gar keinen Fall runter scrollen! Nein, Neugier unterdrücken!
Diese dumme Eigenart ist die völlig – wirklich völlig – irrationale „Angst“ vor Spinnen. Eigentlich sagt man doch, dass sich unschöne Eigenschaften mit jedem Lebensjahr verstärken (sagt man das eigentlich auch von schönen Eigenschaften??). Ich kann aber zuverlässig sagen, dass mich heute Kleinstspinnen und Zimmermänner bzw. Weberknechte nicht mehr vom Sockel hauen. Ich springe bei ihrem Anblick nicht mehr auf den nächsten Stuhl (oder dem nächstbesten Mann auf den Arm, hahaha). Warum? Ich weiss, ich bin stärker. Als die Spinne. Ja. Unglaublich, nich?
Als Kind habe ich von Spinnen geträumt. Ich konnte nicht aus dem Bett, weil der ganze Boden v-o-l-l-e-r Spinnen war. (Ja, wahrscheinlich hab‘ ich genau deswegen als „klein“-Sibylle auch schon Mal ins Bett gemacht…) In einem Film ’ne Spinne? Ich alpträumte davon (schöne Verbkonstruktion).
Als ich mit 20 in Australien als Backpacker rumreiste, verbrachte ich mal eine Nacht im Outback. Ich folgte dem Ruf der Wildnis, dem Spruch „Jedes Abenteuer ist nur eine Entscheidung von dir entfernt“. Und sonstigem so gelagerten Wortmüll, der mich v-o-r-h-e-r unglaublich mutig machte. Also, kein schützendes Zelt. Nur wir, im Schlafsack, auf ’nem Gestell aus irgendwas. Und da, der Guide, der nur meinte: „Schüttelt dann mal die Schlafsäcke vor dem Schlafengehen aus. Da könnte allerhand rein gekrabbelt sein.“ Oooouuukaaaay – noch Fragen zu meiner Nacht? Die ganze Nacht liefen kleine Tierchen, Käfer, Heerscharen von Insekten, Spinnen in allen Grössen über mich und verbrachten mit mir die Nacht im Schlafsack. Ich schwör!
War mal jemand von euch in Coober Pedy? Ich meine mit 20, so vor einem Vierteljahrhundert. Haste da auch in einem Underground Hostel geschlafen? Und vielleicht geduscht? Ich kann mich noch genau an die Dusche erinnern… oben an der Decke lauerten sie, unzählige davon. Hach, je länger ich schreibe, umso überzeugter bin ich, dass ich ein Spinnentrauma hatte (und noch so gaaaaanz leicht habe). Ich kann mich an den Australier im Anflug auf Brisbane erinnern, der mir den (gutgemeinten??) Tipp gab, unbedingt unter die Klobrille zu gucken… weil da… du weisst schon. Damit ist alles gesagt oder? Ich also zwei Monate unter jede Klobrille geguckt. Nie, absolut nie eine Spinne unter der Klobrille entdeckt (das wüsste ich noch).
Allem einen drauf gesetzt hat jedoch der Mann. Ja, ich kenne ihn schon sehr sehr lange. Als wir also sehr – wirklich sehr – jung waren, brachte er mir mal eine Keksdose. Ins Büro. Mit so was wie „lass es dir schmecken“ und ging wieder raus. Ich also Deckel auf… und … da sitzt eine Vogelspinne in der Dose. Ich so, hahaha. Die ist sicher nicht echt. So unbeweglich wie die da sitzt. Gute Rekonstruktion, ja, sehr lebensecht. Och, ich fass die jetzt mal an. (Ja, es gibt Dinge, die brennen sich einem ins Hirn) Kurz bevor ich ihren künstlichen haarigen Pelz berühre, fängt sie an, sich sachte zu bewegen. – Ja, ich durfte das „Haustier“ des damals noch jugendlichen Mannes kennenlernen. Lustig oder?
So viel wollte ich gar nicht schreiben. Bist du noch da?
Heute jedenfalls, heute habe ich nur noch Angst vor dicken fetten Spinnen mit grossen Körpern und langen schwarzen Beinen. Die handtellergross sind. So eine sass heute auf dem Boden (runter scrollen, wer mag). Und ich allein zu Hause. Ich mag gar nicht berichten, was ich amigs in solchen Situationen tat, als ich noch allein wohnte. Ich war also froh, zu wissen, dass heute eine Malerin kommen sollte. Die ist sicher taff genug, mir die Kreatur aus der Wohnung zu verfrachten. Zu dumm, dass die Spinne weg war, bevor die Malerin da war.
Na dann, gute Nacht.
Lächerlich? Ja? Sei froh!
Erstaunlicherweise gehöre ich nicht zu den Arachnophobikern, musste aber mal mit einer größeren Anzahl ein Ferienhaus auf Texel teilen. Hatte viel zu tun dort.
Hast du schon mal in der Nacht ein Heupferd im Dunkeln angefasst, das über dich gekrabbelt ist? Viiiel schlimmer!
Dein Mann muss ja sagenhafte Qualitäten haben, dass du ihn trotzdem genommen hast 😄Gute Nacht ohne Albträume!
Astrid
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… grosses Lächeln auf meinem Gesicht… Heupferd ist ja ein toller Name für einen Heugümper (den hochdeutschen Ausdruck kannte ich tatsächlich nicht, bin sicher ich werde ihn ab jetzt überall einbauen, erinnert mich ein wenig an „Gluntschen-Cowboy“ was dann in hochdeutsch „Teich-Cowboy“ wäre für das Seepferdchen…) – aber zurück zur Frage: Nein, da bin ich aber ganz froh drüber, dass mir diese Erfahrung „fehlt“ (das darf auch so bleiben). Ja, die Liebe… herzliche Grüsse, Sibylle
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Den Heugümper finde ich besser! Und dann sehe ich meine Enkel, die, die des Schwyzertütsch mächtig sind, auf meinem Bett gumpen. Wie ich das vermisse! Sie sind jetzt alle schon so groß…
Gute Nacht! ( ohne Heupferd, mit dem netten Mann )
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😊
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Mein Mann wollte mir letztens weismachen, dass die Spinnen kein Wasser mögen/vertragen, und man sie ganz einfach im Waschbecken runterspülen könnte. Was soll ich sagen, wir hatten neulich eine sehr saubere Spinne im Waschbecken. Eine Kusine deiner Besucherin, mich gruselt’s noch immer.
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Runterspülen? Uh, gruselig….
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