Wie ich mir so überlege, ob ich was zur „dunklen“ Jahreszeit schreiben soll (Weil die Aufnahmen mit den brennenden Kerzen am Mittwoch, um 16.00 Uhr entstanden sind. 16.00 Uhr!!), geht mir durch den Kopf, was meine Yogalehrerin diese Woche von Rose Ausländer vorgelesen hat:
Sei wer du bist
Gib was du hast
Das Gedicht gefiel mir auf Anhieb. Es fühlte sich als harmonische „Alternative“ an. Zur Version „Sei du selbst“, die mir leider so oft begegnete, dass ich sie irgendwann nicht mehr lesen mochte. (über 4 Millionen Treffer auf der berühmten Suchmaschine)
Das Gedicht von Rose Ausländer hab‘ ich natürlich auch nachgeschaut. Und festgestellt, dass es das Ende eines viel längeren Gedichts ist.
Noch bist du da
Wirf deine Angst
in die Luft
Bald
ist deine Zeit um
bald
wächst der Himmel
unter dem Gras
fallen deine Träume
ins Nirgends
Noch
duftet die Nelke
singt die Drossel
noch darfst du lieben
Worte verschenken
noch bist du da
Sei was du bist
Gib was du hast
Und seit ich es jetzt gelesen habe, frage ich mich, ob es denn nun mehr Pessimismus oder mehr Optimismus versprüht. Mehr Melancholie oder mehr Lebensfreude ist. Mehr Schwermut oder mehr Leichtigkeit ausdrückt. Mehr „bald“ oder mehr „noch“? – Pah! So schwer-verdauliche Fragen! Issdochganzeinfach!! Aus erdgeschichtlicher Zeit „bald“, aus unserer Zeit, ganz egal wo wir stehen, „noch“!! Unbedingt. Und mit ganzem Herzen.
Verlinkt beim Friday-Flowerday von Holunderbluetchen.
Pessimismus gehört unbedingt zum Optimismus dazu, Melancholie zur Lebensfreude, ohne leid kein Glücksgefühl. Meine Lebenserfahrung.
Das Gedicht formuliert menschliche Wahrheit.
Dein Wachsblumenstrauß gefällt mir in seiner Zartheit!
Bon week-end!
Astrid
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Absolut, denke ich auch. Danke und liebe Grüsse, Sibylle
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Schwermütig aber doch schön und passend zur Jahreszeit. Ebenso der schöne Strauß 🙂
Liebe Grüße,
Kebo
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Danke Kebo, ich habe auch sehr Freude an den Blümchen. Herbstwindgrüsse, Sibylle
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