Tod vom Himmel.

Dieses Buch liest sich nicht einfach. Und nach den ersten Seiten dachte ich, ich bring‘ es einfach zurück in die Bücherei, ungelesen. Die Zeit stimmt noch nicht für mich und dieses Buch. Ich habe trotzdem weitergelesen.

Es war ein „Tau ziehen“ mit diesem Buch, wenn man das so sagen darf. Denn eigentlich ist alles, was ich zum Auf und Ab zum Lesen dieses Buches zu sagen habe, einfach nur banal. Verglichen mit dem, was die Menschen in Syrien seit fünf Jahren erleben (müssen).

Tod vom Himmel.

Als ich dieses Buch gelesen habe, dachte ich so bei mir „in welcher Blase ich die letzten fünf Jahre eigentlich gelebt habe“. Natürlich weiss ich, dass in Syrien seit fünf Jahren eine Revolution, ein Krieg?, ein Bürgerkrieg?, ein Stellvertreterkrieg?, ein Religionskrieg?, einzelne Konfliktherde?, ein …? tobt. Natürlich kenne ich die Bilder der Flüchtlingsströme, der grauen Städte über denen Bombenrauchschwaden wabern, die Zeltstädte, die zerbombten Häuser, all die Grausamkeiten die über den Äther gehen.

Tod vom Himmel.

In diesem Buch bin ich viel tiefer getaucht, es führte mich zu den Menschen. Den Menschen, die mit dem Umstand leben müssen, dass ihr Leben sekündlich vorbei sein könnte. Den Menschen, die kaum zu essen haben, denen Gliedmassen fehlen, in Häusern ohne Wände leben, die beim Überqueren des Hofes oder der Strasse auf Scharfschützen acht geben müssen, deren Dörfer und Städte mit Fassbomben beworfen werden… .

Tod vom Himmel.

Es hat mich zur vierjährigen Diana geführt – von einer Kugel im Rückgrat getroffen – seither gelähmt.
Es hat mich zur Frage geführt, was der Scharfschütze wohl gedacht hat, als er in den Rücken des Mädchens schoss, das die Strasse querte, um Süssigkeiten für das Fastenbrechen zu kaufen.
Es hat mich zu Schaima geführt, deren Bein von einer Granate abgerissen worden war.
Es hat mich zu einem siebenjährigen Mädchen geführt, dass in einem Laden auf einem Stuhl sass. Ohne Arme und Beine.
Es hat mich dazu geführt, dass alles was die Menschen erhofften, ein ziviler demokratischer Staat ist und dass dieses Menschen bereit waren und sind, dafür zu sterben.
Es hat mir gezeigt, wie Kinder instrumentalisiert werden und wie eine ganze Generation von Kindern ihr Leben nicht einfach „unbekümmert“ starten können.

Tod vom Himmel.

Kein heiteres Thema. Gehört es hierher? In der Adventszeit? Ich bin sehr gern „lustig“, lache gern, am liebsten gleich lauthals und witzle herum. Sehr gern sogar! Nur – es gibt noch viele andere Facetten im Leben. Und leider noch viele ganz hässliche Dinge auf der Welt.

Das Buch hat mich nicht losgelassen. Meine Gedanken schicke ich mit diesem Text hinaus. Wenn du bis hierher gelesen hast, reflektierst du mit mir. Und irgendwie bedeutet es dir etwas. Danke.

Bis Ende Jahr läuft die Sammelaktion der Sternenwoche für syrische Flüchtlingskinder im Libanon. Die Spenden sollen für warme Kleider, Stiefel und Decken für den Winter sowie Schulbildung verwendet werden.

PS. Die Himmelsbilder habe ich vom Dokumentarfilm „Wie Syrien stirbt“ ab Bildschirm fotografiert.

Verlinkt bei Die Raumfee.


2 Gedanken zu “Tod vom Himmel.

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