Abendrot. In Namibia.

Das tönt jetzt möglicherweise abgedroschen, aber ich mag meine Heimat sehr. Alleine schon diese Aussage hätte ich mit zwanzig wohl kaum gemacht… . Und alle, die damals von einem längeren Auslandaufenthalt zurück gekommen sind, schwärmten von den viel tolleren, wahlweise cooleren, fröhlicheren, unbeschwerteren… Australiern… Neuseeländern… Amerikanern… (bei mir waren es die Australier).

Dass wir da in genau diesem Auslandaufenthalt selber easy peasy und locker drauf waren, vielleicht auch etwas wagemutiger als zu Hause, mit Sicherheit abenteuer- und unternehmenslustig unterwegs (so ganz ohne Alltagspflichten)… ja so genau nahmen wir das nicht unter die Lupe. Darum muss ich immer schmunzeln, wenn ich beim Pendeln zur Arbeit Gespräche mitkriege, in denen es genau darum geht.

Aber eigentlich wollte ich ja über Sonnenuntergänge schreiben. Und genau das erinnert mich irgendwie an die Denkweise mit zwanzig. Also zurück auf Feld Eins. Ich mag die Schweiz sehr (in zehn Jahren schreibe ich dann „ich liebe die Schweiz sehr“). Nichtsdestotrotz, wenn die Schweiz eines nicht hat, dann ist das eine (unverbaute) Weite, wie sie in Ländern mit grosser Fläche existiert (na ja, ausser du sitzt auf einem Berg, aber ich sitze in meinem Wochenalltag im Schweizer Mittelland).

Was das mit Sonnenuntergang zu tun hat? Sehr viel. Denn in meinem Schweizer Alltag sehe ich höchst selten ein Abendrot. Ich habe den Verdacht, das liegt an der Weite (oder doch an meiner Aufmerksamkeit im Alltag?). Wie auch immer, die Sonnenuntergänge in Namibia waren jedes Mal ein Spektakel. Und sie finden jeden Abend in wunderschöner Färbung statt.

Namibia

Klar wurden sie auch entsprechend zelebriert. Die Sundowner-Fahrt auf den nächsten Hügel. Oder nach der Nachmittags-Safari noch schnell auf eine Anhöhe und der grossen gelben Kugel zuschauen, wie sie sich zart verfärbt.

Sonnenuntergang Namibia

Der Himmel neben der Sonne malt sich in blassen Pastellfarben.

Namibia

Aber der Star, das ist die Sonne. Und wenn dann noch ein paar Wolken auftauchen, wird sie zur Diva, die sich dramatisch inszeniert.

Sonnenuntergang Namibia

Und während die Sonne sich in der Aufmerksamkeit sonnt, sind die Hügel – in der Gegend von Sossusvlei – bereits in Dunkelheit getaucht und schärfen den Abschluss zum Horizont.

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Die herrlichen Pinselstriche in Pastell haben etwas für sich. Eine zarte Schönheit.

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Noch wenige Sekunden und die Sonne ist weg. Zum Schluss geht’s immer ganz schnell. Grad so, als ob die Zeit unterschiedliche Geschwindigkeiten hätte.

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Kurz bevor das alles passiert, wird im südlichen Afrika der Sundowner vorbereitet. Hier von unserem Safari Guide der Kulala Desert Lodge, Joas.

Von Joas haben wir Fährtenlesen, Kot-Interpretationen (ich kann ein dehydriertes Tier am Kot erkennen, jawohl!), Pflanzen, Tiere, Geografie und Klima von Namibia… gelernt. Und am Abend haben wir von ihm mit einem unglaublichen Laser den Sternenhimmel erklärt bekommen. Das Kind im Hintergrund freut sich, es darf sich seinen Softdrink selber aussuchen.

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Und wer es wie die Queen Mum zu Lebzeiten gehalten hat, geniesst den Sundowner äusserst britisch und damit sehr klassisch. Mit einem Gin Tonic, natürlich mit Zitronenschnitz und Eis. Das habe ich mindestens zwanzig Jahre nicht mehr getrunken. Und obwohl die Queen Mum über einhundert Jahre alt wurde, und obwohl fabuliert wird, das möge der Gin Tonic gewesen sein, und obwohl ich ihn genau da sehr gemocht habe, werde ich den Gin Tonic wohl die nächsten zwanzig Jahre wieder sein lassen.

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